Krakau-Fahrt

„ARBEIT MACHT FREI“. Diese bittere Ironie, welche über dem Eingangstor von fast allen Konzentrationslagern zu lesen ist (mit Ausnahme von Buchenau „JEDEM DAS SEINE“), sollte die Inhaftierten, daran erinnern, dass sie sich totarbeiten mussten. In Begleitung von SS-Männern sind sie zu Fuß täglich durch dieses Tor in die umliegende Fabriken, in die Kohlgruben oder auf Getreidefelder gelaufen, wo sie schwerste körperliche Arbeiten verrichten mussten. 


Dass die Inhaftierten keine Chance auf Freiheit hatten, wird an den vielen Stacheldrahtzäunen, welche unter Strom standen, sowie den vielen Warnhinweisschildern und Wachtürmen, welche auch heute noch um das Gelände des ehemaligen Lagers herumstehen, verdeutlicht. 


 

„Historische Ereignisse können nicht  

rückgängig gemacht werden,  

aber wir können dafür sorgen,  

dass sich die Geschichte nicht wiederholt!“ 

 

 

 

Aus diesem Grund organisiert die Sophie-Brahe-Schule zusammen mit der Röntgen-Schule jedes Jahr im Dezember die Krakaufahrt für Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrganges. Zwar können Darstellungstexte sowie Fotos in Geschichtsbüchern Informationen liefern, jedoch veranschaulicht die Führung durch die Lager das Leid der damaligen Inhaftierten. Durch diesen emotionalen Zugang findet nicht nur Aufklärung über die Thematik, sondern auch Abschreckung statt. Die Aufgabe von Schule ist eben nicht nur die Vermittlung von Lerninhalten, sondern auch die Schülerinnen und Schüler dahingehend zu sensibilisieren, dass wir dankbar seien können, in einer Demokratie zu leben, wo niemand verfolgt wird aufgrund der politischen Meinung(en), der Religion, der Ethnizität oder der sexuellen Orientierung etc.  

 

Die Führung findet auf Deutsch statt und beinhaltet einen Rundgang durch das Museum und einen Rundgang durch die Gedenkstätte. Beide Rundgänge dauern jeweils ca. zwei Stunden und zwischendurch findet eine Pause statt. Ein Reisebus holt uns von der Jugendherberge ab und fährt uns wieder zurück. Aber in den Lagern wird viel gelaufen, denn die Gelände sind riesig. Es ist kalt und es überall liegt Schnee, welcher wie ein Leichentuch alles bedeckt. Das frostige Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung. Das ist eben keine Spaßreise, sondern eine Bildungsreise, welche die Ernsthaftigkeit dieser Thematik verdeutlichen und zum Nachdenken anregen soll. Natürlich findet im Anschluss eine gemeinsame Reflexion des Erlebten statt.  

 


In diesem Buch „THE BOOK OF NAMES“ sind die Namen der Deportierten bzw. Ermordeten aufgelistet. Mehr als 16.000 Seiten. Eine Seite ist in mehrere Spalten aufgeteilt und die Namen sind in kleiner Schriftgröße geschrieben. Am Ende des Buches befinden sich ein paar leere Seiten. Diese symbolisieren die anonymen Opfer.

 

Berge an Schuhen. Hierbei handelt es sich nur um einen kleinen Bildausschnitt – abgesehen davon, dass die unzählige Zahl an Schuhen ohnehin nicht auf das Bild gepasst hast. Auch andere Kleidungsstücke, Koffer, persönliche Gegenstände, Gaskartuschen und abrasierte Haare wurden bergeweise aufeinandergestapelt. Letzteres darf aus Respekt den Ermordeten gegenüber nicht fotografiert werden. Es besteht auch die Debatte, ob das Museum sowie die Gedenkstädte überhaut weiterhin existieren sollten. Viele Überlebende bzw. deren Angehörige plädier(t)en dafür, das ehemalige Lager zu schließen, aus Respekt den Opfern gegenüber. Aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive ist Ausschwitz-Birkenau jedoch ein essenzieller Teil der Erinnerungskultur, welcher dazu beiträgt, dass wir aus diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte etwas für unsere Zukunft lernen können.  


 

Seit 1947 ist das Konzentrationslager ein Museum (Ausschwitz) und das Vernichtungslager ist eine Gedenkstätte (Birkenau). Ausschwitz-Birkenau wurde so zu einem weltweiten Symbol für Massenmord. Ursprünglich wurde die polnisch-slavische Bevölkerung deportiert, selektiert und systematisch getötet und später wurden dann Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen, Bibelforscher und politisch Oppositionelle zur Arbeit gezwungen bzw. ermordet. Aufgrund der günstigen geographischen Lage wurde die ehemalige Militärkaserne für die systematische Vernichtung umgebaut und bis 1944 und immer weiter ausgebaut, indem durch weitere Bauten die Anlage(n) expandiert wurde(n). Aus ganz Europa wurden Menschen dorthin deportiert, wenngleich das nicht das einzige Lager in Europa gewesen ist. Es war jedoch das größte Lager, welches an sich aus mehreren Nabenlagen sowie Außenlagern bestand und es war das sogenannte Stammlager der Nationalsozialisten. Für die „Fabrik des Todes“ wurde die ansässige Zivilbevölkerung umgesiedelt, damit 200.000 Inhaftierte hier unterkommen konnten. Diese Zahl demonstriert die Dimension des Wahns der Nationalsozialisten. Jedoch ist die Zahl an sich äußerst abstrakt und erst wenn man selbst dort steht und durch die Lager läuft und die Berge an Schuhen sieht oder die Fotos der Inhaftierten, welche sehr abgemagert und mit kahlrasiert Kopf abgebildet wurden, wird einem das Ausmaß erst wirklich bewusst.   

 

Die akribische Planung für die Lager begann während der Wannseekonferenz. Diese historische Konferenz fand im Wannseeforum in Berlin statt. Die Röntgenschule organisiert diesbezüglich ebenfalls Projekttage für Schülerinnen und Schüler, welche jährlich stattfinden. 

 

 







„Es war spannend, es mal in Echt zu sehen!“ 

„Jetzt weiß man, dass es das wirklich gab.“ 

„Es war sehr aufregend.“ 

„Ich fand es sehr grausam!“ 

„Mir haben die Leute sehr leidgetan.“

 


 

Abgesehen vom Besuch des Museums bzw. der Gedenkstädte, wird auch die Stadt selbst erkundet. Ein geführter Rundgang durch das Jüdische Viertel Krakaus beinhaltet den Besuch zweier Synagogen (einer Orthodoxen sowie einer Reformierten) und eines jüdischen Friedhofes. Bei diesem informativen Spaziergang können die Schülerinnen und Schüler viel über die jüdische Geschichte, die jüdische Kultur und über die Religion des Judentums lernen.  

 

Auf dem jüdischen Friedhof wurden einzelne Steine auf die Gräber gelegt, um der Toten zu gedenken. 

Der Gebetssaal in einer alten orthodoxen Synagoge. Hier findet Gottesdienst statt und es wird gebetet.


Eine Art Klagemauer. Die „eigentliche“ Klagemauer, wo Jüdinnen und Juden beten. Befindet sich in Jerusalem.